Wetterfühligkeit: Warum plagt uns bei Föhn das Kopfweh?

 Wetterfühligkeit: Warum plagt uns bei Föhn das Kopfweh?

Wer aufs Wetter sensibel reagiert, wird gerne als eingebildeter Kranker belächelt. Tatsache aber ist: Vor allem Witterungswechsel haben einen Einfluss auf unseren Körper. Diese Wetterfühligkeit macht vielen Menschen zu schaffen.

Jeder Zweite leidet unter Wetterfühligkeit

«Nicht schon wieder Föhn», klagt die Arbeitskollegin und legt ihre Stirn in tiefe Falten. Bläst der warme Fallwind aus den Alpen, ist sie dünnhäutig und gereizt. Und es plagt sie ein derartiges Kopfweh, gegen das nicht einmal mehr Schmerztabletten helfen – ein typisches Symptom für den Föhn-Kopfschmerz. «Am liebsten würde ich mich jetzt mit einem kühlen Tuch auf der Stirn ins abgedunkelte Schlafzimmer legen und warten, bis der Spuk vorbei ist», fährt sie fort. Aber dafür hätte der Chef wohl kaum Verständnis. Tatsächlich fühlt sich heute in der Schweiz jede und jeder Zweite von solchen Wetterlagen beeinflusst, was die allgemeine Wetterfühligkeit unterstreicht.

Biowetter und der Einfluss von Umweltfaktoren

Das Biowetter nimmt deutlichen Einfluss auf unsere Gesundheit, besonders wenn Umweltfaktoren wie der Vollmond, die Zeitumstellung oder der Sonnenuntergang vorherrschen. In der Schweiz zeigt das Biowetter heute vermehrt, wie solche Faktoren Kopfschmerzen und Migräne begünstigen können. Derartige Wetterfühligkeiten sind vor allem während dieser Phasen spürbar und betreffen viele Menschen, die sensibel auf atmosphärische Schwankungen reagieren.

Bisher keine medizinischen Studien vorhanden

Doch zurück zum Föhn: Auch im Freundeskreis fragen sich einige: Kann es wirklich sein, dass der Föhn jemandem so zusetzt? Oder wird der Sturm für Beschwerden verantwortlich gemacht, die andere Ursachen haben könnten? Eindeutige Erkenntnisse fehlen. Laut diversen Umfragen fühlen sich bis zu 50% der Menschen gesundheitlich vom Wetter beeinflusst, vor allem heute, wenn die Wetterfühligkeitssymptome wie Kopfschmerzen und Unwohlsein besonders ausgeprägt sind. Das gilt besonders in Mitteleuropa, wo es häufige Wechsel gibt – mal Hochdruck, mal Tiefdruck, mal Kaltfronten, mal Warmfronten. Medizinische Studien, die einen direkten Zusammenhang zwischen Wetter und Wohlbefinden nachweisen, gibt es bislang aber keine.

Bewiesen hingegen ist, dass bei bestimmten Witterungsverhältnissen bestimmte Beschwerden gehäuft auftreten.
Andreas Matzarakis, Medizin-Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst

Bei einer Warmfront treten die meisten Symptome auf

Die Föhnlage ist in der Tat heikel und führt oft zu einem markanten Wetterumschwung. Besonders viele Menschen sind fahrig und unkonzentriert, die Unfallhäufigkeit steigt. «Zieht eine Warmfront auf, verzeichnen wir die meisten Symptome», weiss Andreas Matzarakis, Medizin-Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Freiburg im Breisgau. Die Wetterwechsel – insbesondere von Kalt- zu Warmfronten – bringen oft Kopfschmerzen mit sich, die auf den plötzlichen Druckwechsel zurückzuführen sind.

Häufigste Symptome bei Wetterfühligkeit

  • Depressive Verstimmung
  • Migräne und Kopfschmerzen, die mit dem Wetter in Verbindung stehen (bekannt als wetterbedingte Kopfschmerzen)
  • Schlafstörungen, die sich verschärfen, wenn sich das Wetter ändert
  • Phantomschmerzen, die durch Wetteränderungen wie Kälteeinbrüche oder feuchtes Klima ausgelöst werden können

Der Körper muss sich stets dem Wetter anpassen

Dass der Körper aufs Wetter reagiert, ist eigentlich nichts Besonderes. Mit zunehmendem Alter oder unter bestimmten Gesundheitsbedingungen können diese Anpassungen jedoch spürbarer werden. Der Körper muss sich ständig veränderten Bedingungen anpassen – Kälte, Hitze, Sonne, Regen. Insbesondere stabile Hochdrucklagen im Frühling und im Herbst heben bei vielen Menschen die Stimmung, doch bei Wetterfühligkeit können selbst solche Veränderungen herausfordernd sein. Manche Menschen greifen daher auf Medikamente zurück, um die Symptome zu mildern. Normaler­weise läuft diese Anpassung unbemerkt ab. Der Organismus steckt dann Temperatur­schwankungen oder Luftdruck­änderungen locker weg, aber die Auswirkungen auf die Laune sind unverkennbar.

Laut Umfragen fühlen sich bis zu 50% der Menschen gesundheitlich vom Wetter beeinflusst.

Wetterfühligkeit ist keine Krankheit

Warum es die einen mit Beschwerden beutelt und die anderen nicht, darüber weiss man ebenfalls wenig. Die Krankheits­geschichte eines Menschen kann eine Rolle spielen, aber Wetterfühligkeit selbst ist keine Krankheit. Es handelt sich vielmehr um eine verminderte Fähigkeit, mit den Schwankungen in der Natur umzugehen. Das vegetative Nervensystem tut sich schwer damit, was heute in der Schweiz bei vielen zu spezifischen Symptomen führen kann. Folge können eine Reihe unspezifischer Symptome sein, zu denen auch Erschöpfungszustände und Müdigkeit zählen. Oder Kreislaufprobleme, insbesondere, wenn der Blutdruck sowieso niedrig ist.

Auch chronisch Kranke können unter dem Wetter leiden

Wetterfühlige, die im Grundsatz gesund sind, unterscheiden sich von Wetterempfindlichen, die unter einer chronischen Krankheit leiden. Ihre Beschwerden nehmen bei bestimmten Witterungslagen ebenfalls zu, lassen sich aber eindeutiger zuordnen. So können sich Gelenkerkrankungen wie Rheuma besonders schmerzhaft zeigen, wenn es draussen feuchter und kühler wird. Asthma-Kranke klagen dann über heftigere Atembeschwerden. Zusätzlich melden Personen mit Narbenschmerzen oft eine Zunahme ihrer Beschwerden bei Wetterwechseln. Was Betroffene dagegen tun können, besprechen sie am besten mit ihrer Ärztin oder mit ihrem Arzt.

Alternative Behandlungs­methoden & Hausmittel gegen Wetterfühligkeit

Bei Wetterfühligkeit können einfache Hausmittel und alternative Behandlungsmethoden Linderung schaffen. Homöopathische Mittel werden oft bei Angststörungen eingesetzt und können ebenso bei wetterbedingten Schlafstörungen helfen. Zudem zeigen sich Hausmittel als wirksam gegen Phantomschmerzen und unterstützen das psychische Wohlbefinden bei Wetterfühligkeit. Diese natürlichen Ansätze bieten eine sanfte Möglichkeit, sich den Herausforderungen durch das Wetter zu stellen und die Lebensqualität zu verbessern.

  • Ingwertee: Ingwer wirkt entzündungshemmend und kann bei Kopfschmerzen und Übelkeit helfen. Ein frisch zubereiteter Ingwertee kann beruhigen und die Durchblutung fördern.
  • Magnesium: Dieses Mineral ist bekannt für seine entspannende Wirkung auf Muskeln und Nerven. Magnesium kann in Form von Nahrungsergänzungsmitteln eingenommen oder durch magnesiumreiche Lebensmittel wie Bananen, Avocados und dunkle Schokolade zugeführt werden.
  • Lavendelöl: Die aromathera­peutischen Eigenschaften von Lavendel können entspannend wirken und bei Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Angstzuständen helfen. Einfach ein paar Tropfen Lavendelöl auf das Kopfkissen oder in eine Duftlampe geben.
  • Pfefferminzöl: Pfefferminzöl kann auf Schläfen und Nacken aufgetragen werden, um Kopfschmerzen zu lindern. Die kühlende Wirkung hilft, Spannungen zu reduzieren und die Sinne zu erfrischen.
  • Ausreichend Flüssigkeit: Dehydration kann wetterbedingte Beschwerden verschlimmern. Genügend Wasser trinken hilft, Kopfschmerzen sowie Müdigkeit vorzubeugen.
  • Leichte Bewegung: Regelmässige, leichte Bewegung wie Spaziergänge an der frischen Luft oder sanftes Yoga können helfen, die Durchblutung zu fördern und den Körper besser auf Wetterumschwünge vorzubereiten.
  • Wärmflasche: Bei kältebedingten Schmerzen oder Unwohlsein kann eine Wärmflasche helfen, den betroffenen Bereich zu entspannen und Schmerzen zu lindern.

Alternative Behandlungsmethoden und Hausmittel zur Linderung der wetterbedingten Beschwerden sollten jedoch ausschliesslich in Absprache mit einer Ärztin oder einem Arzt angewendet werden, um die individuellen Gesundheitsbedingungen nicht zu gefährden.

Ein starkes Immunsystem hilft gegen Wetterfühligkeit

Für Wetterfühlige gibt es noch eine weitere simple Methode zur Vorbeugung: sich abhärten, also das Immunsystem stärken. Andreas Matzarakis empfiehlt Kneipp-Bäder, Wechselduschen oder Sauna. Besonders bei Wetterlagen wie der Bise, die oft mit einem plötzlichen Temperaturabfall verbunden sind, kann ein gestärktes Immunsystem helfen, die typischen Symptome wie Schwindelgefühle zu mildern. Gut ist darüber hinaus, viel an die frische Luft zu gehen und mässig die Ausdauer zu trainieren. «Stellen Sie sich dem Wetter!» Die föhngeplagte Arbeitskollegin hat es sich fest vorgenommen. «Aber nur, wenn kein Kopfweh-Sturm tobt.»


Quelle

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