Ayurvedische Ernährung: Alles eine Typen-Frage

Ayurvedische Ernährung: Auf den eigenen Typ kommt es an

Die richtige Ernährung spielt in der ayurvedischen Medizin eine grosse Rolle. Richtig heisst: Das Essen sollte zum eigenen Konstitutions-Typ passen.

Was ist die ayurvedische Ernährung genau?

Die indische Heilkunst Ayurveda basiert auf der Annahme, dass das Gleichgewicht der drei Energieprinzipien – den sogenannten Doshas – Vata, Pitta und Kapha grundlegend für die Gesundheit ist. Die ayurvedische Ernährung unterstützt dieses Gleichgewicht durch eine sorgfältig abgestimmte Auswahl an Lebensmitteln. Diese Ernährungsweise folgt der Philosophie, dass jede Nahrung Energie liefert und gezielt eingesetzt werden kann, um die Doshas zu harmonisieren und das Wohlbefinden zu fördern. Die Prinzipien der ayurvedischen Küche betonen daher nicht nur die Auswahl bestimmter Lebensmittel, sondern auch deren Wirkung auf den Körper und Geist.

Grundlagen und Vorteile der ayurvedischen Ernährung

Die Grundlagen der ayurvedischen Ernährung stützen sich auf das tiefe Verständnis der Ayurveda-Lehre, welche die Harmonisierung der Doshas durch speziell ausgewählte Lebensmittel vorsieht. Doch dazu später mehr.

Eine gesunde ayurvedische Ernährung hat zum Ziel, das körperliche und geistige Gleichgewicht zu fördern und Gesundheitsprobleme präventiv zu vermeiden. Die Grundsätze dieser Ernährungsform unterstreichen die Wichtigkeit einer auf den individuellen Typ abgestimmten Diät, die nicht nur Krankheiten vorbeugt, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden steigert. Untersuchungen bestätigen, dass eine richtig umgesetzte ayurvedische Ernährung zahlreiche gesundheitliche Vorteile bietet.

Die sechs Rasas

Die Ayurveda-Tradition legt grossen Wert auf die sechs Geschmacksrichtungen, auch als «Rasas» bekannt. Dabei unterscheiden wir zwischen:

  1. süss
  2. sauer
  3. salzig
  4. bitter
  5. scharf
  6. zusammenziehend (herb)

Jede Rasa spielt in der ayurvedischen Ernährungslehre eine besondere Rolle und trägt dazu bei, die Doshas zu balancieren. Eine ausgewogene Mischung der «6 Geschmacksrichtungen des Ayurveda» sorgt nicht nur für kulinarische Vielfalt und Genuss, sondern auch für ein gesundheitliches Gleichgewicht. Insbesondere bei Erkrankungen wie Bluthochdruck können durch eine Diät, welche gezielt Pitta- oder Kapha-Energien reduziert, Beschwerden gelindert werden. Eine auf die individuellen Doshas abgestimmte Ernährungsumstellung bietet somit eine effektive Möglichkeit, Unwohlsein nach dem Essen und Lebensmittelintoleranzen zu bekämpfen.

Dosha-Typen in der ayurvedischen Ernährung

Die persönliche körperliche Verfassung eines jeden Menschen beeinflusst die ideale Diät, um seine Gesundheit und das Wohlbefinden zu fördern. Durch die individuelle Ernährung für jeden Dosha-Typ – auch als «Vata-Pitta-Kapha-Ernährung» bekannt – soll das innere Gleichgewicht dank gezielter Nahrungsmittelauswahl erhalten oder wiederhergestellt werden. Der renommierte Schweizer Ayurveda-Mediziner Hans Heinrich Rhyner empfiehlt:

Vata

Vata-Typen benötigen eine warme, nahrhafte und befeuchtende Ernährung, um ihr Gleichgewicht zu bewahren. Empfehlungen schliessen drei warme Mahlzeiten täglich ein, um Unregelmässigkeiten zu vermeiden. Kaltes, bitteres und leichtes Essen kann Vata destabilisieren. Die Vata-beruhigende Ernährung beinhaltet Lebensmittel, die das System nähren und beruhigen, was besonders wichtig für Personen mit Vata-Dominanz ist.

Pitta

Pitta-Typen profitieren von einer kühlenden, bitteren und süssen Ernährung. Sie hilft, ihre innere Hitze auszugleichen. Salzige, saure oder scharfe Speisen sollten gemieden werden, ebenso wie stimulierende Genussmittel wie Alkohol und Kaffee. Eine ausgewogene Pitta-Ernährung fördert die innere Ruhe und vermeidet Entzündungen.

Kapha

Für Kapha-Typen ist eine leichte und anregende Ernährung ideal. Sie fördert ihren Stoffwechsel und reduziert das Schweregefühl. Scharfe, bittere und erhitzende Lebensmittel sind zu bevorzugen, während schwere Mahlzeiten spät abends und Zwischenmahlzeiten vermieden werden sollten. Die Kapha-Ernährung unterstützt eine aktive Lebensweise und hilft beim Abnehmen, indem sie den Energiefluss anregt und Stagnation verhindert.

Ayurveda bei gesundheitlichen Problemen

Ayurveda bietet gezielte Ernährungsempfehlungen zur Linderung verschiedener Gesundheitsprobleme. Eine entzündungshemmende Ernährung kann bei Beschwerden wie Arthrose und Neurodermitis helfen, indem sie auf nährstoffreiche und milde Lebensmittel setzt. Besondere Diätpläne für Akne zielen darauf ab, auslösende Nahrungsmittel zu meiden und die Hautgesundheit zu fördern. Bei Übersäuerung und Reizdarm unterstützt Ayurveda die Balance durch leicht verdauliche Mahlzeiten, die das Verdauungssystem beruhigen und stärken. Diese angepassten Ernährungsweisen helfen, die zugrundeliegenden Dosha-Ungleichgewichte zu korrigieren und die Symptome dadurch effektiv zu behandeln.

Spezielle Ernährungspläne und Rezepte

Unabhängig vom eigenen Dosha-Typ empfiehlt die Deutsche Ärztegesellschaft für Ayurveda-Medizin (DÄGAM) folgende Ernährungsgrundsätze:

  • Essen nur bei Hunger: Warten Sie, bis die vorhergehende Mahlzeit vollständig verdaut ist, also etwa drei bis vier Stunden nach der Hauptmahlzeit.
  • Ruhige Mahlzeiten: Essen Sie in einer ruhigen und entspannten Atmosphäre ohne Ablenkungen wie Lesen, Arbeiten oder Fernsehen.
  • Mittagessen als Hauptmahlzeit: Das Mittagessen ist die wichtigste Mahlzeit des Tages.
  • Regelmässige Essenszeiten: Essen Sie immer ungefähr zur gleichen Tageszeit.
  • Frische Zubereitung: Bereiten Sie Ihre Mahlzeiten frisch zu. Vermeiden Sie aufgewärmte oder abgestandene Speisen.
  • Gekochte Nahrung bevorzugen: Der grösste Teil der Nahrung sollte gekocht sein, da gekochte Speisen leichter verdaulich sind. Rohkost sollte nur als Beilage verzehrt werden.
  • Einsatz von Gewürzen: Gewürze machen die Nahrung schmackhaft und unterstützen die Verdauung.
  • Schrittweise Änderungen: Ändern Sie Ihre Ernährungsgewohnheiten nur behutsam und vertrauen Sie auf Ihre Wünsche und Bedürfnisse.

Ernährungsberatung und Tagespläne

In einer Ayurveda-Ernährungsberatung werden individuelle Tagespläne erstellt, die auf der jeweiligen Dosha-Konstitution basieren. Die Beraterin oder der Berater ermittelt zunächst Ihren Dosha-Typ und bespricht dann Ihre aktuellen Essgewohnheiten mit Ihnen, bevor Empfehlungen für Veränderungen abgegeben werden. Ein Tagesplan könnte beispielsweise für einen Pitta-Typ das Vermeiden von heissen und scharfen Speisen und die Förderung von kühlenden Mahlzeiten wie Gurkensalat oder Koriander-Chutney beinhalten. Zur Beratung gehören auch Tipps zu den besten Essenszeiten, um die natürliche Verdauungskraft zu optimieren.

Ayurvedische Rezepte und Küchentipps

Ayurvedische Rezepte verwenden häufig «sattvische» – unbehandelte und naturbelassene – Lebensmittel, die Reinheit und Klarheit fördern und als besonders heilsam gelten. Sattvische Lebensmittel wie frisches Obst, Gemüse und Vollkörner sollen dazu beitragen, sowohl den Geist als auch den Körper zu beruhigen und zu reinigen. Ein einfaches ayurvedisches Rezept kann zum Beispiel aus einem beruhigenden Reisgericht mit Ghee, Kurkuma und Kreuzkümmel bestehen. Solche Mahlzeiten unterstützen das Gleichgewicht der Doshas und fördern geistige Klarheit und körperliches Wohlbefinden. Weitere Rezept-Ideen:

Kitchari (Ayurvedisches Heilgericht)

  • Zutaten: Basmatireis, Mungbohnen, Ghee, Kreuzkümmel, Kurkuma, Ingwer, Koriander, Fenchelsamen, Salz.
  • Zubereitung: Reis und Mungbohnen zusammen kochen, Gewürze in Ghee anrösten und zur Reis-Bohnen-Mischung geben.

Ayurvedisches Gemüsecurry

  • Zutaten: Verschiedenes saisonales Gemüse, Kokosmilch, Kurkuma, Senfsamen, Kreuzkümmel, frischer Koriander.
  • Zubereitung: Gemüse schneiden, Senfsamen in Ghee rösten, restliche Gewürze und Gemüse hinzufügen, mit Kokosmilch köcheln lassen.

Mung-Dal-Suppe

  • Zutaten: Mung Dal (geschälte Mungbohnen), Ghee, Asafoetida, Kreuzkümmel, Kurkuma, Ingwer, Zitronensaft.
  • Zubereitung: Mung Dal waschen und kochen, Gewürze in Ghee anrösten und zum Dal geben, mit Zitronensaft abschmecken.

Ayurvedischer Frühstücksbrei

  • Zutaten: Haferflocken, frische oder getrocknete Früchte, Zimt, Kardamom, Mandelmilch.
  • Zubereitung: Haferflocken in Mandelmilch kochen, Früchte und Gewürze hinzufügen und warm servieren.

Lassi

  • Zutaten: Joghurt, Wasser, Kreuzkümmel, Salz oder Rohrzucker (je nachdem, ob sie ein salziges oder ein süsses Lassi bevorzugen).
  • Zubereitung: Alle Zutaten im Mixer verquirlen und gekühlt servieren.

Ayurvedische Lebensmittel nach Dosha-Typ

Die ayurvedische Lebensmitteltabelle führt Nahrungsmittel auf, die je nach Dosha förderlich oder zu vermeiden sind.

Dosha
Förderliche Lebensmittel
Zu vermeidende Lebensmittel
Vata
Warme, ölige, süsse Speisen wie gekochte Gemüse, reife Früchte, Nüsse, Milchprodukte
Kalte, trockene, bittere Speisen wie Rohkost, Trockenfrüchte, kohlensäurehaltige Getränke
Pitta
Kühle, süsse, bittere Speisen wie Gurken, süsse Früchte, grünes Blattgemüse
Scharfe, saure, salzige Speisen wie Chili, Sauerkraut, salzige Snacks
Kapha
Leichte, trockene, warme Speisen wie Hülsenfrüchte, Apfel, Honig
Schwere, ölige, süsse Speisen wie Käse, Nüsse, Süssigkeiten

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