Hausmittel für die Wechseljahre: Den Körper spüren und unterstützen
Hitzewallungen, Schlafprobleme, Stimmungsschwankungen: Die Wechseljahre fordern Körper, Geist und Seele. Gerade dann ist es wichtig, den Körper bewusst wahrzunehmen und zu unterstützen. Hausmittel können helfen, Beschwerden zu lindern – die Mitte des Lebens soll schliesslich Freude bereiten.
Die Wechseljahre als Herausforderung und Chance
Viele Frauen erleben die Wechseljahre als Zeit der Veränderung, in der Körper und Psyche sich oft auf ungewohnte Weise bemerkbar machen. Bei manchen früher, bei manchen später, bei manchen mehr, bei manchen weniger. Mit plus/minus 40 Jahren geht es los.
Selbstfürsorge ist wichtig
Immerhin: Etwa ein Drittel der Frauen hat gar keine Beschwerden und ein weiterer Drittel nur mässige. Ein Drittel jedoch leidet stark unter Wechseljahresbeschwerden. Und manchmal auch das Umfeld. So oder so: Selbstfürsorge ist in dieser Zeit besonders wichtig. Denn schliesslich stehen diese Frauen mitten im Leben. Eine wertvolle Zeit, die sie geniessen wollen – und nicht einfach nur «durchsiechen».
Was passiert im Körper in den Wechseljahren?
Die Wechseljahre sind eine natürliche Phase im Leben jeder Frau. Die Eierstöcke beginnen, weniger von den weiblichen Geschlechtshormonen Östrogen und Progesteron zu produzieren. Damit läutet der Körper die Menopause ein – also das Ende der fruchtbaren Jahre. Die Wechseljahre verlaufen in verschiedenen Etappen: In der Perimenopause treten erste Zyklusunregelmässigkeiten auf, gefolgt von der Menopause, die den Zeitpunkt der letzten Menstruation markiert. In der Postmenopause stabilisiert sich der Hormonspiegel langsam, und viele Frauen finden wieder in ein neues Gleichgewicht.
«Plötzlich fühlte ich mich wie mit einem Brett vor dem Kopf»
Zahlreiche Frauen berichten von unerwarteten Beschwerden, die oft schwer einzuordnen sind. Und diese betreffen sowohl den Körper als auch den Geist. So erzählt Rita, eine Betroffene: «Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen haben meine Lebensqualität ziemlich eingeschränkt. Plötzlich schmerzten auch meine Knie. Und manchmal konnte ich mich kaum noch konzentrieren, hatte quasi ein Brett vor dem Kopf – das war sehr frustrierend.»
Solche Symptome, so überraschend sie auch auftreten, sind in dieser Phase typisch. Neben Hitzewallungen, Schweissausbrüchen und verschiedensten Schmerzen gehören auch depressive Verstimmungen, sexuelle Unlust und ein sogenannter «Brain Fog» (Gehirnnebel) zu den Beschwerden, die die Hormonumstellung mit sich bringen kann.
Warum kommt es zu Wechseljahresbeschwerden?
Die hormonellen Veränderungen wirken auf verschiedene Bereiche im Körper ein. Der sinkende Östrogenspiegel bringt zum Beispiel die Temperaturregulation durcheinander – herzlich willkommen, Hitzewallungen! Hormonelle Schwankungen können auch den Schlafrhythmus stören. Nicht nur der Schlafmangel, auch der sinkende Hormonspiegel selbst beeinflusst wiederum das emotionale Gleichgewicht: Stimmungsschwankungen von Reizbarkeit und sexueller Unlust bis zu depressiven Verstimmungen sind mögliche Folgen.
Was tun bei Wechseljahresbeschwerden?
Ein wichtiger erster Schritt ist, die Symptome zu erkennen und einzuordnen. Viele Beschwerden, die mit den Wechseljahren einhergehen, sind diffus und treten oft schleichend auf. Häufig dauert es, bis betroffene Frauen überhaupt verstehen, dass ihre Erschöpfung, ihre Stimmungsschwankungen oder diffusen Schmerzen mit der Hormonumstellung zusammenhängen – und dass all dies «normal» ist. «Manchmal dachte ich, es stimme etwas nicht mit mir», berichtet Rita. «Als ich dann eine Liste von typischen Wechseljahrsymptomen sah, war das eine grosse Erleichterung. Ich wusste endlich, dass mit mir alles in Ordnung ist.» Solche Erkenntnisse helfen, sich selbst nicht ständig zu hinterfragen und gelassener mit den Beschwerden umzugehen.
Fachlichen Rat suchen und Klarheit finden
Deshalb ist es sinnvoll, frühzeitig fachliche Unterstützung zu suchen. Eine ärztliche Abklärung schliesst auch andere Ursachen für die Beschwerden aus und gibt Klarheit über die nächsten Schritte. Eine mögliche Behandlungsoption ist die Hormontherapie. Doch diese ist kein Muss. «Viele Frauen sagen: Nein, Hormone kommen für mich nicht infrage», berichtet die Gynäkologin Anja Wüest. «Das ist legitim. Es gibt auch alternative Methoden und pflanzliche Mittel, die unterstützend wirken können.»
Individuelle Therapie
Letztlich ist es die Entscheidung jeder Frau, ob sie sich mit oder ohne Hormone behandeln lassen möchte. Wichtig ist, dass sie ihre Möglichkeiten kennt und den für sie passenden Weg findet. «Es muss nicht heissen, dass man nur das eine oder das andere macht – oft hilft eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen», erklärt die Gynäkologin.
Hausmittel und Tipps gegen Wechseljahresbeschwerden
Es gibt zahlreiche Hausmittel und Ansätze, um typische Wechseljahresbeschwerden auf natürliche Weise zu lindern. Besprechen Sie den Einsatz solcher Mittel am besten auch mit Ihrer Gynäkologin. Jede Frau reagiert individuell, und oft ist es ein gemeinsames Abwägen und Ausprobieren, was am besten in welcher Kombination und Menge hilft.
Einige Tipps zu den häufigsten Symptomen und was dagegen helfen kann:
Hitzewallungen und Nachtschweiss
Salbei-Tee ist ein bewährtes Hausmittel, um die Schweissbremse zu drücken. Auch das Tragen von leichter, atmungsaktiver Kleidung ist empfehlenswert. Weiter zeigt die Traubensilberkerze (erhältlich als Tropfen oder Tabletten) bei vielen Frauen Linderung von Hitzewallungen und anderen Beschwerden.
Schlafstörungen
Lavendelöl, ein warmes Bad oder Entspannungsübungen vor dem Zubettgehen sind natürliche Helfer für eine erholsame Nacht. Auch Meditation und Atemübungen können das Einschlafen erleichtern und die Schlafqualität verbessern.
Stimmungsschwankungen
Johanniskraut ist für seine stimmungsaufhellende Wirkung bekannt und kann leichteren Verstimmungen entgegenwirken. Yoga, Achtsamkeitsübungen und kleine Auszeiten zur Selbstfürsorge sind ebenfalls hilfreich, um das emotionale Gleichgewicht wiederzufinden.
Konzentrationsstörungen
Körperliche Aktivität ist das Gegenmittel Nummer 1. Schon ein kurzer flotter Spaziergang regt die Durchblutung im Gehirn und dessen Leistungsfähigkeit an.
Sexuelle Unlust und vaginale Trockenheit
Phytoöstrogene wie Leinsamen (zum Beispiel im Müesli) und Rotklee (als Tee, Tinktur oder Nahrungsergänzungsmittel) enthalten natürliche Östrogene, die den Hormonspiegel und damit die Stimmung leicht ausgleichen können. Zudem unterstützen wasserbasierte Gleitmittel die Befeuchtung des Vaginalbereichs und verbessern das Wohlbefinden beim Geschlechtsverkehr.
Und was hilft auch noch in der Perimenopause?
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Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren, Obst und Gemüse hilft, den Körper in Balance zu halten. Viele pflanzliche Lebensmittel bieten wertvolle Nährstoffe, die sich positiv auf die Hormonregulation auswirken. -
Körperliche Bewegung
Bewegung unterstützt nicht nur das seelische Wohlbefinden und die Konzentration, sondern hilft auch, die Gewichtszunahme in Schach zu halten und die Muskulatur zu stärken – ein wichtiger Faktor, denn die Wechseljahre beschleunigen den Muskelabbau und erhöhen das Osteoporose-Risiko.
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Reden
Ein offenes Gespräch mit Freundinnen in der gleichen Phase ist oft unglaublich befreiend, und Sie erhalten dabei vielleicht wertvolle Tipps. Sprechen Sie auch mit Ihrem Umfeld darüber, wie es Ihnen geht und wie Sie sich fühlen. Das fördert Verständnis in der Arbeitswelt und beugt Missverständnissen in der Partnerschaft vor.
Fazit: Eine Zeit für Selbstfürsorge und neue Möglichkeiten
Die Wechseljahre sind mehr als nur eine Phase des Umbruchs – sie bieten die Chance, neue Wege der Selbstfürsorge zu entdecken und den Körper bewusster wahrzunehmen. Oft entstehen gerade dann ein neues Gefühl der Freiheit und ein starkes Bewusstsein für das eigene Wohlbefinden. Man muss nicht alles auf einmal ändern – kleine Schritte genügen oft schon.
Wertvolle Lebenszeit gestalten
Mit einem liebevollen Blick auf sich selbst, den richtigen Hausmitteln und fachlicher Unterstützung lassen sich die Wechseljahre nicht nur gut bewältigen, sondern auch als wertvolle Lebenszeit gestalten. «Die Wechseljahre können eine der schönsten Zeiten im Leben sein, wenn wir gut zu uns schauen und die positiven Seiten entdecken», so die Gynäkologin Anja Wüest.